Warum es zwei „IFBB“ gibt – die Verwirrung erklärt | Geschichte & Unterschiede

IFBB, IFBB Pro League, Elite Pro, DBFV, NPC Worldwide, NPC Regional – wer gehört zu wem und was steckt dahinter? Dieser Artikel bringt Licht ins Dunkel und erklärt, wie es dazu kam, dass wir es heute mit „zwei IFBBs“ zu tun haben.

Die Geschichte

Zurück geht alles auf Ben und Joe Wieder: Während Joe ein Imperium von Bodybuilding und Fitnesszeitschriften gründete, kümmerte sich Ben Wieder, beginnend ab 1946, um den Aufbau eines Bodybuilding Verbandes – der „International Federation of Bodybuilders“ (IFBB). Bereits 2006 spaltete sich dieser in einen Amateur- und einen Profi-Verband auf, die jedoch weiterhin eng zusammenarbeiteten und sich gegenseitig anerkannten. Somit gab auf der einen Seite die IFBB als weltweiten Amateurverband mit zuletzt über 180 Mitgliedsnationen und Sitz in Spanien, geführt von Rafael Santonja und auf der anderen Seite die IFBB Pro League, den Dachverband der IFBB Profis, mit Sitz in den USA, geführt von Jim Manion.

Während die einzelnen nationalen Amateurverbände damit der IFBB unterstellt waren und aus Spanien geführt wurden, gab es in den USA bereits viele Jahre eine Sondersituation. Die NPC (National Physique Commitee) war zwar in der Theorie der US-Amerikanische Landesverband der IFBB Amateure, führte aber defacto ein Eigenleben und stand wie die IFBB Pro League unter der Führung von Jim Manion. Und obwohl es gerade auch um diesen Umstand schon immer die ein oder andere Reiberei gab, funktionierte das Ganze doch über Jahrzehnte erstaunlich gut.

Das Zerwürfnis

Zum großen Showdown der IFBB und der IFBB Pro League kam es dann beim Mr. Olympia 2017. Dort fand erstmals mit dem Mr. Olympia Amateur auch ein Amateur Wettkampf statt. Während dafür auch zahlreiche internationale IFBB Kampfrichter angereist waren, gaben vor Ort Jim Manion und seine NPC Judges zu verstehen, dass sie die Leitung des Amateur-Wettkampfes übernehmen würden, woraufhin die IFBB Amateur Judges geschlossen aus dem Kampfgericht zurücktraten. Danach überschlugen sich IFBB und IFBB Pro League mit Statements und Mitteilungen und ließen zahlreiche Athleten einigermaßen verwirrt zurück, gab es doch nun mit IFBB und IFBB Pro League zwei verwandt klingende Verbände, die jedoch nichts mehr mit einander zu tun haben wollten.

Die Folgen für die Verbände

Diese Verwirrung vergrößerte sich in den folgenden Monaten noch, da beiden nun wichtige Verbandsteile fehlten und diese eiligst neu aus dem Boden gestampft werden mussten. Der IFBB mit Sitz in Spanien, fehlte plötzlich eine Profi-Liga und damit das ultimative Ziel für Athleten, die nach einem nationalen, Europa- oder Weltmeistertitel nach neuen Herausforderungen suchten. Die IFBB gründete darauf eine eigene Profi Liga unter dem Label „IFBB Elite Pro“. Da hierfür nun natürlich die ausreichende Zahl an Elite Pro Athleten fehlte, wurden diese Elite Pro Cards gerade in der Anfangszeit relativ freizügig vergeben, um schnell ein Profi-Starterfeld aufzubauen. Damit konterkarierte man aber auch einen früheren Kritikpunkt der IFBB am Alleingang der NPC, nämlich das diese zu leicht zu viele Pro Cards vergab.

Der IFBB Pro League wiederum fehlte durch den Split nun außerhalb der USA (in den USA hatte man die NPC) ein Amateurverband, der es durch entsprechende Meisterschaften internationalen Athleten ermöglicht, Profi in der IFBB Pro League zu werden. Darauf reagierte man mit der Schaffung der NPC Worldwide, die nun begann, weltweit Amateurwettkämpfe zu veranstalten. Die meisten davon finden als Pro Qualifier statt, vergeben also IFBB Pro Cards.

Zwei Welten

Für Athletinnen und Athleten heißt das nun, dass sie sich zwei Verbandswelten gegenübersehen und die Unterscheidung nicht immer einfach ist. Speziell für Deutsche Athleten stellt sich die Sache wie folgt dar:

Die Lage in Deutschland in der Übersicht

 IFBB (Sitz Spanien)IFBB Pro League/NPC (Sitz USA)
Amateurverband /
Repräsentant in Deutschland
DBFV e.V.NPC Regional /
IFBB Pro League Germany
Profi Liga / Profi TitelIFBB Elite Pro / Elite ProIFBB Pro League / IFBB Pro
Die Welt der „zwei IFBBs“.

Auf der einen Seite findet man die IFBB und deren deutschen Mitgliedsverband DBFV e.V. (Deutscher Bodybuilding und Fitness Verband) mit den entsprechenden Landesverbänden. Diese folgen einer klassischen Vereins- bzw. Verbandstruktur mit regelmäßigen Mitgliederversammlungen, Vorstandswahlen etc. Auch die Wettkampf-Struktur ist eher klassisch von regionalen Meisterschaften (z.B. NRW oder Bayerische Meisterschaft) über die Deutsche Meisterschaft sowie Europa- und Weltmeisterschaft. Dazu kommen dann noch verschiedene Internationale Events und Elite Pro Qualifier und natürlich Elite Pro Wettkämpfe, also die Wettkämpfe der neu geschaffenen Profi Liga der IFBB mit Sitz in Spanien.

Auf der anderen Seite gibt es die eher betriebswirtschaftlich geführte NPC Worldwide, die in Deutschland u.a. NPC Regional Meisterschaften (z.B. Dennis Wolf Classic) und Pro League Qualfier (z.B. Dennis James Classic) anbietet, wobei man sich bei letzterer, die begehrten IFBB Pro Cards abholen kann.

Wem das noch nicht verwirrend genug ist, der kann sich außerdem auch noch einmal mit der Arnold Classic genauer befassen. So findet die Arnold Classic USA in Columbus, Ohio, wenig überraschend unter der Regie der IFBB Pro League bzw. der Amateur Wettkampf unter der NPC statt. Gleiches gilt für die Arnold Classic Australia und South America. Während wiederum die Arnold Classic Europe sowie Südafrika jeweils ein Elite Pro Wettkampf sind und Wettkämpfe der Amateure unter der Regie der IFBB stattfinden. Namensgeber Arnold Schwarzenegger verhält sich in dieser Sache übrigens überraschend neutral und übergibt bei allen fünf Veranstaltungen traditionell die Gesamtsieger Pokale und schüttelt die Hände der jeweiligen Offiziellen bzw. diese die seinigen.

Die Qual der Wahl

Wettkampf-Athleten stehen nun vor der Qual der Wahl stehen, bei welchem Verband ein Start sinnvoller erscheint. Während der DBFV/IFBB in Deutschland das deutlich größere Angebot an Wettkämpfen hat, winkt die NPC/Pro League mit den größeren Namen, nicht nur was die Namen der Events angeht, sondern auch die Athleten, mit denen man sich irgendwann an der Spitze der Profis potentiell messen könnte. Die IFBB Pro League wird somit auch nicht müde, immer wieder zu betonen, der einzige Weg auf die Olympia Bühne zu sein. Ein schlagkräftiges Argument, ist der Mr. Olympia doch nicht weniger als der „Superbowl des Bodybuilding“ und Traum jedes ambitionierten Bodybuildes.

Auf der anderen Seite dürfte ein Start beim DBFV neben dem größeren Angebot an Events im Durchschnitt deutlich günstiger sein. Neben der Gebühr für die Startlizenz (gilt für ein Jahr) sind die Startgebühren eher gering bzw. oft gar nicht vorhanden. Teilweise beteiligen sich die jeweiligen Landesverbände bei entsprechender Qualifikation sogar an den Reisekosten zur Deutschen Meisterschaft. Außerdem übernimmt der DBFV für die Qualifizierten des A-Teams die Reisekosten zu Welt- und Europameisterschaften.

NPC Events hingegen sind selten unter 100 EUR Startgeld zu haben. Hinzu kommt noch die NPC Worldwide Mitgliedschaft. Dafür ist hier keinerlei Qualifikation erforderlich. Einzige Voraussetzung, um an einem Pro Qualifier teilnehmen zu können ist, dass man einmal im Jahr an einer NPC Regional Meisterschaft teilgenommen haben muss, die Platzierung spielt dabei keine Rolle. Auch kann man sich einfach als Einzelperson anmelden, was unbürokratischer ist, als beim DBFV, wo man für ein Verbandsstudio starten muss.

Alle, die eine Pro Card anstreben und dies nicht nur zur Aufwertung des eigenen Instagram Profils, sollten in eine Entscheidung ebenfalls die Frage mit einbeziehen, wie es nach dem Erwerb der Pro Card weitergeht. Die Teilnahme an Amateur Wettkämpfen des jeweiligen Verbands ist dann nicht mehr möglich. Man sollte sich also genau ansehen, ob das Angebot an Profi Wettkämpfen in der eigenen Klasse immer noch genau so groß ist, wie bei den Pro Qualifiern, wo diese Events stattfinden und welche Reisekosten dann auf einen zukommen, nur um an einem Wettkampf teilzunehmen. Zuletzt sei noch darauf hingewiesen, dass der Profi-Status der beiden Verbände wechselseitig natürlich nicht anerkannt wird. Bei einem späteren Wechsel fängt man wieder als Amateur an und verliert dann unter Umständen auch den Profi-Status seines alten Verbands und wird bei diesem gesperrt. Die Entscheidung will also gut überlegt sein.